Die Drägerwerke aus Lübeck bieten eine »Smart Rescue«-App für Brandschützer an. Gebäude-Infos bekommen die Retter damit auf Knopfdruck.

von Volker Metzger / Flensborg Avis

Schleswig. Die Digitalisierungswelle hat auch die Feuerwehren im Land ergriffen und eröffnet den Helfern nun neue Möglichkeiten, um effizienter Leben retten zu können. Ermöglichen soll dies eine App namens »Smart Rescue«. Das von den Drägerwerken aus Lübeck (u.a. Hersteller von Feuerwehr-Ausrüstung) entwickelte Software-System ist eine digitale Plattform für Gebäudeinformationen, die Rettungskräfte im Notfall nutzen können, um für ihren Einsatz wichtige Angaben zu erhalten.

»Oftmals kennen die Einsatzkräfte kaum mehr als die Einsatzadresse und die Gefahrenmeldung«, erläutert Timm Wallrodt. Der Werk-Sprecher betont: »Je detallierter die Informationen in dem System sind, desto besser können die Retter sich auf den Einsatz vorbereiten und vor Ort eingreifen.«

Unter dem Strich könne durch die Dräger-App eine »Verbesserung der Eigensicherheit« und die »Erhöhung des Einsatzerfolges« erreicht werden.

»Kennen wir den Grundriss und können uns schon während der Anfahrt darauf vorbereiten, dann arbeiten wir erheblich schneller und zielgerichteter. Wir sparen mindestens 50 Prozent der Erkundungszeit«, erläutert Hartmut Ziebs, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.

Derzeit ließen sich hilfreiche Informationen über die Gebäude-DNA in den meisten Fällen nur in Papierform finden, seien nicht immer auf dem aktuellen Stand und auch nur umständlich verfügbar. »Sie werden dann im Regelfall kaum benutzt«, sagt Timm Wallrodt.

Kostenfrage klären

Ob die rund 1400 Feuerwehren im Land aber tatsächlich in den Genuss der »Smart Rescue«-App kommen, steht derzeit noch in den Sternen.

Während die Sinnhaftigkeit der App grundsätzlich nicht bezweifelt wird, gilt es vielmehr die Kostenfrage zu klären. Denn auch ohne konkrete Angaben zu den erforderlichen Investitionen machen zu wollen, spricht Wallrodt von Kosten im Millionenbereich, die fällig wären, sollten allein nur die Wehren der zehn größten Städte im Land mit »Smart Rescue« versorgt werden.

Einfache Rechnung

Für Petra Nicolaisen (CDU), die zu einer Präsentation in die Räume der Kreis-Feuerwehrzentrale in Schleswig eingeladen hatte, ließe sich die Kostenübernahme recht einfach klären. »Im Bund stehen für das Projekt ’smart city’ bereits finanzielle Mittel in Höhe von neun Millionen Euro bereit und garantieren eine Förderqoute von 90 Prozent. Den Rest müsste das Land als Co-Finanzierer übernehmen«, so die Bundestagsabgeordnete aus Wanderup.

Für eine flächendeckende Versorgung der Wehren sprach sich auch Walter Behrens aus. »In diesem Thema steckt viel Druck und wir sollten die Strategie wählen, wonach wir eine Landeslösung anstreben, statt einen Flickenteppich zu erhalten«, so der Chef der CDU-Kreistagsfraktion.

Wohlwollen signalisiert

Bei den lokalen Feuerwehrexperten stieß das digitale Angebot des Ausrüstungsunternehmens aus der Hansestadt auf Wohlwollen.

Da »Smart Rescue« aber grundsätzlich eine »leere Plattform« ist und das Einpflegen der gewünschten Daten in Eigenregie der Wehren erfolgen müsste, gelte es einen Weg zu finden, »der bei den Kameraden auf Akzeptanz stößt«, wie Kreiswehrführer Mark Rücker betont.

Sein Flensburger Kollege Carsten Herzog hält zwar ebenfalls eine »Landeslösung« für sinnvoll, rät dabei aber zu einem Stufenkonzept: »Wir müssten uns dabei zunächst an den größten Städten orientieren und dann ausweiten.«