Sie stehen selten im Rampenlicht, weil die Gesellschaft die Probleme, die sich ihr stellen, gerne verdrängt: Das Aneurysma, dass eine Frau mitten aus dem Leben reißt und zum Schwerst-Pflegefall macht, die Tochter aber heillos überfordert. Oder die Wachkoma-Patientin, deren Krankenhausrechnungen auf eine mittlere fünfstellige Summe angewachsen sind. In Fällen wie diesen werden Berufsbetreuerinnen wie Sabine Schindler und Anja Paulsen aus Sörup aktiv: Kontakt aufnehmen mit Gerichten, Sozialbehörden, Ärzten – nach Lösungen suchen. Wie umfangreich und vielschichtig ihre Tätigkeit ist, beschrieben Schindler und ihre Mitstreiter jetzt der Bundestagsabgeordneten Petra Nicolaisen.

„Die Leistung der Betreuungsvereine und der Berufsbetreuer verlangt höhere Anerkennung“, so die Abgeordnete. „Seit 15 Jahren war die Vergütung von rechtlichen Betreuern, Vormündern und Verfahrenspflegern – abgesehen von einer Umsatzsteuerbefreiung 2014 – unverändert. Auch dank der langjährigen Initiative von Sabine Sütterlin-Waack wird es jetzt besser. Ich freue mich, dass der Deutsche Bundestag vorletzte Woche mit einer Erhöhung um durchschnittlich 17 Prozent die dringend notwendige Anpassung vorgenommen hat. Die Arbeit der Betreuungsvereine und Berufsbetreuer ist unverzichtbar, damit auch Menschen mit Einschränkungen möglichst selbstbestimmt leben können. Viele Betreuungsvereine und Berufsbetreuer waren in den letzten Jahren bereits gezwungen aufzugeben. Sie brauchen dringend angemessen erhöhte Einkünfte.“

„Wir sind nicht die, wie der Volksmund sagt, die der Oma das Häuschen wegnehmen. Wir kümmern uns um die schweren Fälle, oft hochkompliziert mit Doppel-Diagnosen wie Psychosen und Misshandlungen gleichzeitig. Und das für manchmal nur 162/201/264 € (je nach Vergütungsstufe) im Quartal“, bestätigt Schindler die bisherige Unterfinanzierung und hofft auf eine Dynamisierung der Vergütungen schon während des fünfjährigen Evaluierungsprozesses.

Abschließend machen die Berufsbetreuerinnen auf Probleme durch das neue Bundesteilhabegesetz aufmerksam. Es sei abzusehen, dass viele ehrenamtliche Betreuer durch die Mitbestimmung ihrer Klienten bei der Teilhabeplanung vor neue Herausforderungen gestellt werden und deswegen aufgeben. Außerdem fehle bei den Behörden Personal zur Bearbeitung der Eingliederungshilfen. „Probleme sind dazu da, sie zu lösen“, so Schindler. Ich vergleiche den Riesenaufwand, den wir betreiben, immer mit einem Puzzle, bei dem wichtige Teile fehlen. Unsere Arbeit ist es, sie zu finden und in das große Ganze einzufügen. Das ist anspruchsvoll, bringt aber auch Spaß.“