Am Sonntag, den 14. November 2021, war unter anderem auch ich eingeladen an der zentralen Gedenkfeier des Kreises Schleswig-Flensburg zum Volkstrauertag 2021 zu reden. Mit etwa 80 Teilnehmenden, darunter auch dem Landrat, Dr. Wolfgang Buschmann, dem Kreisvorsitzenden des Volksbundes haben wir auf dem Karberg, der Kriegsgräberstätte in Fahrdorf, an die Toten und Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aller Völker und Nationen gedacht.
Am diesjährigen Volkstrauertag haben wir im Schwerpunkt an den besonders grausamen und verlustreichen Angriffs- und Vernichtungskrieg in Ost- und Südosteuropa vor 80 Jahren erinnert. In meiner Rede ging ich dabei unter anderem darauf ein und hob zusätzlich hervor, dass wir oftmals aus den Katastrophen der Vergangenheit wenig gelernt haben. Auch deshalb müssen wir uns dem Vergessen und Verdrängen entgegenstemmen und die Demokratie bewahren. Ich ergänzte:
Die Vergangenheit hat uns gelehrt, wie schnell es geht, die Demokratie für obsolet zu erklären und am Ende ganz abzuschaffen. […] Gedenken spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es schärft unseren Blick und unsere Sinne. Gedenken ist ein Warnruf, ein immer neuer Anstoß, uns der Vergangenheit zu stellen und sie lebendig zu halten. Das sind wir den Opfern schuldig, aber auch uns selber und unseren Nachkommen, die im wachen Wissen um die Geschichte aufwachsen.
Es ist wichtig zu erinnern und zu gedenken, um dem unvorstellbaren Leid des Krieges und seiner Opfer und aller Leidtragenden einen Platz in unseren Gedanken zu geben. Deshalb sagte ich abschließend mit Blick auf die Bedeutung des Volkstrauertages:
Der Volkstrauertag ist Ausdruck des nationalen Gewissens. Er ist Anlass, sich der Folgen von Krieg und Gewalt bewusst zu werden. Gerade auch für die jüngeren Generationen, die diese nie persönlich erfahren haben. Der Volkstrauertag lenkt unseren Blick auf die vielen Opfer und harten Entbehrungen des Krieges. Zugleich bedrängt uns die globale Corona-Pandemie-Erfahrung, die uns vor Augen führt, dass innerer und äußerer Friede noch immer nicht selbstverständlich sind. Der Volkstrauertag als zentraler Bestandteil unserer Erinnerungskultur gibt uns allen die Gelegenheit, über Vergangenes nachzudenken und öffnet gleichzeitig den Blick für Gegenwart und Zukunft. Er ist ein zeitloses Erbe – auch für zukünftige Generationen. Denn die Geschichte prägt das Bewusstsein der Gegenwart entscheidend mit und ist immer aktuell.
Auch eine Schülergruppe der Dannewerkschule hatte die Geschichte und das Schicksal einiger russischer Kriegsgefangener aufgearbeitet und auf eine sehr berührende Art vermittelt.
Der Volkstrauertag und diese Veranstaltung waren mir sehr wichtig. Ich bin deshalb sehr dankbar, dass ich eine Rede halten durfte.
Zum Hintergrund:
Der Volkstrauertag findet jedes Jahr zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt. Auf Vorschlag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde 1919 der Volkstrauertag als Gedenktag für die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt, auch mit dem Ziel ein gemeinschaftliches Gedenken in der deutschen Bevölkerung zu bewirken. Unabhängig von politischer Gesinnung, Religionszugehörigkeit oder sozialem Status soll so ein Einheits- und Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Seit seiner Initiierung drückt der Volkstrauertag alljährlich genau diese Sinnhaftigkeit in Verbindung mit einem Streben nach Frieden aus.