„Was Musikschulen als außerschulische Bildungseinrichtungen leisten, wird gesellschaftlich zu wenig wertgeschätzt.“.  Um Musikschulen den Rücken zu stärken und das Bewusstsein für deren Leistungen zu schärfen, habe ich am 6. Januar 2022, Herrn Willi Neu, den Leiter der Kreismusikschule Schleswig-Flensburg und Vorsitzenden des Landesverbandes der Musikschulen in Schleswig-Holstein besucht.

„Die Musikschulen brauchen deutlich mehr Mittel, um ihre Arbeit zukunftsorientiert aufzustellen“, sagte Neu, der gleichzeitig Präsident des Landesmusikrats Schleswig-Holstein ist. Die Anzahl hauptamtlich angestellter Lehrkräfte müsse gesteigert werden. „Wir brauchen fest eingebundene Lehrkräfte, die gut ausgebildet sind, um konstant arbeiten zu können.“ Dazu müsse es ein Fördergesetz geben, das – wie in etlichen anderen Bundesländern – klar festschreibt, an wieviel Prozent der Kosten sich das Land an der Vergütung der Lehrkräfte beteiligt.

„Wir brauchen kein ´nice to have`, sondern klare Strukturen“, so Neu. Feste Anstellungen seien dann möglich, wenn das Land seine Beteiligung an der Finanzierung der Ganztagsbetreuung erhöhen würde. Derzeit würden die Kommunen über 30 Prozent und das Land lediglich knapp fünf Prozent übernehmen, den Rest müssten dann die Eltern bezahlen.

Auch bei diesem Informationsgespräch stand zunächst Corona im Mittelpunkt. „Da ist eine ganze Menge weggebrochen“, so Neu. Es seien Tränen geflossen, weil viele Veranstaltungen wie zum Beispiel Adventsmusiken für jüngere Musikgruppen, aber auch Feuerwehrkapellen und Spielmannszügen hätten abgesagt werden müssen –  mit der Folge, dass das Interesse nach zwei Jahren Abstinenz zum Teil erlahmt sei. Dennoch sieht er seine Musikschule gut aufgestellt. „Durch eine Bundesförderung beim Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft haben wir uns schon 2018 auf digitale Musikschularbeit und Musikvermittlung eingestellt. So waren Apps und online-Unterricht kein Neuland mehr und wir können unseren Unterricht bereits seit dem ersten Lockdown weiter anbieten und kulturelle Teilhabe ermöglichen. Allerdings waren etwa 30 Prozent nicht digital bespielbar, wie Musikgruppen mit vor allem jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, in denen gerade das gemeinsame Musizieren im Mittelpunkt steht. Trotz Einnahmeeinbußen konnten wir unseren Betrieb aufrechterhalten.“.

Das Engagement der Musikschule des Kreises Schleswig-Flensburg ist lobenswert und so werde ich mich natürlich auch für die Anliegen der öffentlich verantworteten Musikschulen – insbesondere für eine verlässlichere finanzielle Unterstützung – in Berlin, aber auch in Kiel, einsetzen.