Das Positive vorab: Die stationäre Versorgung bei der Geburtshilfe oder typischer Erkrankungen von Neugeborenen sowie bei der Behandlung von Frühgeborenen ist in Flensburg vorerst sichergestellt. Dennoch besteht Gefahr. Die geplante Umsetzung von neuen Mindestmengen-Regelungen auf Bundesebene könnte das Versorgungsangebot auch in Flensburg beeinträchtigen.

„Das muss in jedem Fall vermieden werden. Vom Perinatalzentrum hängt wirtschaftlich und finanziell zu viel ab. Deshalb kann ein zukunftssicheres, medizinisches Angebot für die Geburtshilfe in Flensburg langfristig nur sichergestellt werden, wenn das neue Fördeklinikum Katharinen Hospital am Peelwatt von vorneherein mit einem Perinatalzentren Level 1 geplant und realisiert wird“, fordert die Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen nach einem Besuch beim Chefarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Diako Flensburg, Dr. med. Michael Dördelmann.

Warum diese Initiative? Der Gemeinsame Bundesausschuss als oberstes Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen sieht vor, ab 2024 die Mindestanzahl an Frühgeborenen für die Perinatalzentren Level 1 auf voraussichtlich 25 Frühchen mit weniger als 1.250 Gramm Geburtsgewicht zu erhöhen. So soll die nötige Erfahrung in den Kliniken sichergestellt werden. Diese Erhöhung würde auch heute schon die Diako treffen. Sie hat die Zahl nämlich im Jahr 2023 knapp verfehlt. Die avisierten Mindestmengen würden in SH voraussichtlich nur Kiel und Lübeck erreichen.

Nicolaisen dazu: „Wir brauchen in Flensburg dauerhaft die Level-1-Versorgung für Frühchen. Es ist ein hohes Investitionsvolumen erforderlich, um die überdurchschnittliche Spezial- und Weiterbildung von Ärzten (Neonatologen) und Intensiv-Kinderkrankenschwestern zu gewährleisten. Beides ist in Flensburg vorbildlich und deutlich besser als ein Vergleich mit Kiel oder Lübeck nahelegt. Deshalb dürfen am Ende nicht nur die Zahlen ausschlaggebend sein, sondern es muss stärker das Knowhow in die Waagschale geworfen werden, mit welcher Erfahrung und Kompetenz Schwangere, Frühchen oder lebensbedrohlich erkrankte Neugeborene behandelt werden.

Ich unterstütze daher die Bestrebungen des Landes, die geplante Umsetzung von neuen Mindestmengen-Regelungen auf Bundesebene nicht zu einer Verschlechterung des Versorgungsangebots im Land führen zu lassen. Und noch ein Grund spricht für den Erhalt in Flensburg, wenn auch „nur“ ein finanzieller: Würde der Level-1-Status wegbrechen, hätte dies Einbußen auf der Einnahmenseite in siebenstelliger Höhe für das ohnehin defizitäre Krankenhaus zur Folge. Damit würden dann auch andere Bereiche des Hauses negativ mit betroffen werden. Schon deshalb muss der Level-1 in Flensburg bleiben.“

 

Zum Hintergrund: Aktuell gibt es fünf Perinatalzentren Level 1 in Kiel, Lübeck, Flensburg, Itzehoe, Husum und Heide. Level 1 bedeutet, es gibt es eine uneingeschränkte Versorgung von Früh- und Neugeborenen. In SH werden pro Jahr ca. 75 Frühchen geboren, die sich auf die Zentren verteilen. Heide wird voraussichtlich 2026 schließen, Husum bereits nächstes Jahr. Dessen Frühgeburten kämen dann voraussichtlich nach Flensburg. Itzehoe hat vorerst gerichtlich einen Aufschub erwirkt.