Stellen Sie sich vor, es ist plötzlich dunkel – kein Strom, kein Internet; Radio und Fernseher bleiben stumm. Über Tage. Oder denken Sie an eine Sturmflut, die wie im Oktober 2023 unsere Städte und Häfen überflutet. Was tun wir? Wer ist für was verantwortlich? Sind wir auf Bedrohungslagen eingestellt und wenn ja, wie gut? – Wie sind wir als Bevölkerung, vor allem aber unser Militär und unsere „blauen, roten und weißen“ Hilfskräfte auf weitergehende Bedrohungslagen eingestellt? Dieser Frage ist die Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen jetzt gemeinsam mit Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Landrat Dr. Wolfgang Buschmann, Oberst Axel Schneider vom Landeskommando Kiel und MdL Thomas Jepsen auf einer Veranstaltung in der Akademie Sankelmark nachgegangen.

„Die aktuellen Entwicklungen – sei es der Krieg in der Ukraine, schon jetzt stattfindende Angriffe auf kritische Infrastruktur oder die Häufung von Naturkatastrophen – zeigen uns: Bedrohungen kommen oft unerwartet und in einer Dimension, die uns fordert, manchmal sogar überfordert. Aber wir stehen nicht alleine da. Wir haben Expertinnen und Experten, Einsatzkräfte und klare Pläne, um darauf zu reagieren“, leitete die Abgeordnete vor über 110 Teilnehmern aus allen Blaulicht-Organisationen ein.

„Wir haben einen militärischen Operations-Plan, um Russland zu begegnen, unser Land zu verteidigen und unsere Rolle als Partner in der Nato auszufüllen“, führte Oberst Schneider aus. „Zivil- und Katastrophenschutz müssen in unserer Spur fahren.“ Das klappe in Schleswig-Holstein schon recht gut, betonte der Oberst. Jetzt gelte es, den Operations-Plan, der seit April 2023 von Experten aus allen Bereichen der Bundeswehr, Behörden, Blaulicht-Organisationen und Wirtschaft entwickelt und fortgeschrieben werde, mit finanziellen Mitteln zu hinterlegen. Dies sei dringend erforderlich, da Russland bis 2029 genügend militärische Macht aufbauen werde, um Nato-Territorien anzugreifen. „Das ist nicht viel Zeit und wir müssen noch vieles vorbereiten“, so Schneider.

Schleswig-Holstein werde im militärischen Ernstfall zum Transit-Land für die Bewegungen der Nato-Bündnispartner sowohl von und nach Skandinavien als auch Richtung Osten. Dafür müsse die Verkehrsinfrastruktur, vor allem die Brücken über den Nord-Ostseekanal, sehr genau im Auge behalten werden. Schneider lobte dabei die Zusammenarbeit mit dem dänischen Militär, das sich als äußerst zuverlässiger und vertrauensvoller Partner erweise.

Wie zuvor Schneider hob auch Sütterlin-Waack eine Rückbesinnung auf die Eigenverantwortlichkeit der Bürgerinnen und Bürger hervor. „Wir müssen unsere Vollkasko-Mentalität ablegen.“ Im Krisenfall müsse jeder auf sich selbst gestellt auch eine Zeit lang ohne die Hilfe des Staates auskommen können. Dazu zählten beispielsweise ein Grundkontingent an Vorräten und Wasser. Das Land habe ein millionenschweres Sirenen-Programm aufgelegt, mit dessen Hilfe die Bevölkerung auf verschiedene Bedrohungslagen hingewiesen werde.

Landrat Wolfgang Buschmann, im Krisenfall zugleich Leiter des Katastrophenschutzes im Kreis, betonte die gute Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Das habe sich 2014 beim Hochwasser in Hollingstedt ebenso gezeigt, wie bei der Ostsee-Sturmflut im Oktober 2023. Eine tragende Säule bei diesen Krisen sei aber das Ehrenamt. Feuerwehr, THW und andere Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz oder Johanniter und Malteser schützten dann Hand in Hand vor den Auswirkungen der Naturgewalten.